Bier ist nicht gleich Bier

Dieser Erkenntnis musste ich mich schon sehr früh stellen und mein Interesse am Gerstensaft war geweckt und begann allmählich zu wachsen. Zunächst langsam aber doch stetig und spürbar.  Es sollten dann aber doch noch einige Jahrzehnte vergehen, bis ich mich hier nun als Biersommelier vorstellen darf.

Doch jetzt erst einmal von vorne. Schon als junger Erwachsener in den 1990er Jahren bemerkte ich, dass eine Vielfalt an unterschiedlichen Bieren und Bierstilen im Handel verfügbar waren und meine Neugier weckten. Ich probierte das ein oder andere davon und stellte fest, dass trotz gleicher Rohstoffe eine aufregende Bandbreite beim Geschmack möglich war. Ich war verblüfft und mein Interesse war plötzlich geweckt. Es stellte sich mir also die folgerichtige Frage: „Wie macht man das? Und warum schmecken die Standardbiere der Großbrauereien so gleich? Und warum wollen das die meisten Konsumenten?“

Fragen über Fragen, ein Buch musste her. Warum nicht gleich eines zum Thema. „Selber Bier brauen“. Interessant, aber doch zunächst eine Nummer zu hoch für mich. Also widmete ich mein Augenmerk über viele Jahre der praktischen Erfahrungssammlung. Brauereibesichtigungen und Verkostungen regionaler Spezialitäten bei Reisen gehörten ebenso dazu, wie der angeregte Austausch mit den verschiedensten Menschen, die auf unterschiedliche Weise mit Bier zu tun hatten und meinen Wissensdurst mehr und mehr anstachelten. Das Internet tat dann noch seinen Teil hinzu.

Über liebe Freunde lernte ich Hermann kennen, der Hobbybrauer ist. Er zeigte mir seinen Braukeller und erklärte mir alles und - - - ließ mich sein selbstgebrautes Bier probieren. Der Hammer! (Danke Hermann und danke Kirsten und Frank) Aber jetzt war es vollends um mich geschehen.

Nach kurzer Zeit und einem weiteren YouTube Video hatte ich alle Sachen beisammen, die man für´s Heimbrauen benötigt. Los geht´s! Noch kurz ne Mail zum Zoll – Erledigt. Das erste Erfolgserlebnis ließ nicht lange auf sich warten, die Motivation und Experimentierfreudigkeit stiegen und wertvolle Erfahrungen konnten gesammelt werden. Weiter so! Das tat ich dann auch.

Im Jahr 2022 schließlich, stieß ich beim Einkaufen von Zutaten für mein nächstes Brauprojekt auf eine Anzeige der Studiengemeinschaft Darmstadt, sgd. Fernstudium zum: „Assistant Craftbrewer“ mit IHK Zertifikat. Hm, - Interessant!  Und dann ging alles ganz, ganz schnell. Einschreiben, erste Unterrichtslektionen, erste Hausaufgabe, zweite, dritte, … Prüfung, - Bestanden. Und plötzlich stand ich mit meinem Zertifikat am zweiten Tag des Praxisseminars vor der Lahnsteiner Brauerei und konnte es kaum fassen. In den vorherigen acht Monaten lernte ich eine riesige Menge über Bier, Brauen, Geschmack, Aroma, Sensorik und so vieles mehr, dass meine Begeisterung immer noch hoher wuchs und ich noch viel mehr über Bier erfahren wollte.

Der damals relativ neue Video-Onlinekurs der Deutschen Bierakademie in Bamberg zum „International Beersommelier“ kam mir da gerade recht und ich durfte auf absolut qualifizierte, unterhaltsame und überaus umfangreiche Art und Weise mein Bierwissen intensivieren. Im Februar 2024 hatte ich mich schließlich durch alle 15 Module und den dazugehörigen Prüfungen gebüffelt und darf fortan die Bezeichnung „International Beersommelier“ führen.

Das gesammelte Wissen und die Begeisterung für Bier würde ich aber nur ungern für mich behalten. Viel lieber möchte ich als Botschafter eines wunderbaren Kulturguts, die Geschichte, die Vielfalt und die Faszination des Bieres auf unterhaltsame und verständliche Art teilen und mit vielen kleinen Funken ein Feuer der Begeisterungen in so Manchem entfachen. Lassen Sie sich überraschen.

Oliver Klein